Mexiko: Scharfe Kritik an Gesetzentwürfen zum Erhalt einheimischer Maissorten in Oaxaca
Mexiko: Scharfe Kritik an Gesetzentwürfen zum Erhalt einheimischer Maissorten in Oaxaca
Montag, 29. August 2011 | Mexiko |
Auf einer Pressekonferenz in Oaxaca-Stadt wurden am 25. August Gesetzesinitiativen für den Erhalt einheimischer Maissorten von verschiedenen Forschungseinrichtungen, indigenen und sozialen Organisationen scharf kritisiert und zurückgewiesen.
Kein Schutz für einheimisches Saatgut
Nach Ansicht des Kollektivs zur Verteidigung der Territorien aus Oaxaca, dem mehrere indigene soziale Organisationen aus Oaxaca angehören, “schützen die Gesetze nicht den einheimischen Mais, sondern vereinfachen den Prozess der Aneignung dieser Sorten durch transnationale Unternehmen, die versuchen die Lebensmittelproduktion auf der ganzen Welt zu beherrschen”, heißt es in einer Erklärung, die am 25. August von mehreren Organisationen und Einrichtungen unterzeichnet wurde.
Die beiden umstrittenen Vorschläge »Ley de Sustentabilidad de los Maíces Nativos de Oaxaca” (Gesetz zum Erhalt einheimischer Maissorten) und “Ley de Fomento y Protección del Maíz Criollo como Patrimonio Alimentario de Oaxaca” (Gesetz zur Förderung und zum Schutz von einheimischem Mais als Erbe der Nahrungsmittelversorgung von Oaxaca) wurden von den Abgeordneten Carolina Aparicio der PRI und Marlene Aldeco Reyes von der PAN eingebracht.
Die Unterzeichnenden werten den Gesetzentwurf als Einfallstor für Agroindustrie und Gentechnik in Oaxaca. Der südliche Bundesstaat gilt als Ursprungsregion des Maises. In Oaxaca wird Mais vor allem auf Flächen von ca. 2 Hektar von Kleinbauern angebaut und ist immer noch Grundlage der bäuerlichen Subsistenzwirtschaft. Einheimisches Saatgut wird von den Bauern traditionell untereinander getauscht, um die Sorten zu erhalten und zu verbessern.
“Angriff auf die Ernährungssouveränität”
Nach dem Fall des Moratoriums gegen Genmais in Mexiko im Jahr 2009 sollte nach dem Biodiversitätsgesetz in diesen Regionen kein Genmais angebaut werden. Vor zehn Jahren war unter anderem in der Sierra Juárez Genmais entdeckt worden, der durch staatliche Versorgungsläden in die Region gekommen war. Jetzt fürchten die Unterzeichner, dass die Genmais erneut durch “die Hintertür” in der Region Verbreitung finden könnte.
Die Gesetzesvorschläge werden von den Organisationen als Angriff auf die Ernährungssouveränität kritisiert, weil sie die Realitäten der Lebens– und Produktionsweise der indigenen Kleinbauern für deren Selbstversorgung nicht berücksichtigen. „Registrierte Produzenten“ erhielten nach den Vorschlägen Rechtssicherheit, wohingegen sich das Gesetz gegen die Praktiken der Mehrheit richtet, heißt es in der Erklärung.
Verdrängung indigener Kleinbauern
“Die Gesetzesinitiativen zielen auf Orte ab, in denen extensive Landwirtschaft betrieben wird, und Düngemittel, Herbizide und Pestizide eingesetzt werden. Sie begünstigen die Agroindustrie und die Hochertragslandwirtschaft«, so die Organisationen. Zudem würde versucht, »Zonen der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in den Bergregionen« zu schaffen. Im Zusammenhang mit Programmen des Naturschutzes fürchten die Unterzeichner die flächenmäßige Limitierung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Dies würde sogar bedeuten, dass “der traditionelle, nachhaltige und ökologische Mischfruchtanbau von Mais (Milpa) in der ganzen Republik verhindert” wird.
Die Organisationen weisen diese Pläné zurück und fordern außerdem die Anwendung des Gesetzes über die vorherige, freie und informierende Konsultation gemäß der ILO-Konvention 169 und der Deklaration über Indigene Rechte Vereinten Nationen, die bisher bei der Erarbeitung dieser Gesetzesvorschläge nicht erfolgt sei.
Zudem sei eine Revision bereits bestehender Förderprogramme, wie etwa “Maíz para Todos” (Mais für alle) notwendig, weil diese stark auf die Nutzung von Chemikalien setzten. Stattdessen müsste die Aussaat regionaler Sorten und die Nutzung von Anbautechniken unterstützt werden, die weniger zur globalen Klimaerwärmung beitragen. Auch müsse sich das Sekretariat für Indigene Angelegenheiten bei der Erarbeitung derartiger Gesetze einbringen, da derartige Regelungen die indigene Kultur und das indigenen Leben in Oaxaca sehr stark betreffen.
Hier gibt’s noch ein Video:
Quelle:- Educa- Deutsche Bearbeitung: Bettina Hoyer – womblog.de