Verschwundene in Honduras: Internationale Organisationen fordern Aufklärung

Nach über zwei Jahren fehlt noch immer jede Spur der vier jungen Garífuna-Aktivisten
Nach über zwei Jahren fehlt noch immer jede Spur der vier jungen Garífuna-Aktivisten, Quelle: im-defensoras

Von Andrea Lammers
amerika21

Tegucigalpa. Mehr als 80 Organisationen aus allen Teilen der Welt verlangen in einem Offenen Brief an honduranische Behörden, geeignete Maßnahmen zur Suche nach den vier im Juli 2020 gewaltsam verschleppten Garífuna aus der Gemeinde Triunfo de la Cruz zu ergreifen. Zudem fordern sie ein Ende der Kriminalisierung von afroindigenen und indigenen Basisorganisationen.

Am 24.Oktober hatte die Garífuna-Organisation Ofraneh zudem eine Presseerklärung veröffentlicht, in der sie eine Welle von Drohungen gegen lokale Führungspersönlichkeiten die Jugendgruppe "Leménigi Durugubuti", Rastas und die lokalen Komitees zur Verteidigung der Territorien der Garífuna-Gemeinden Tornabé, San Juan, Rio Tinto, La Ensenada und Triunfo de la Cruz anprangert. Die Organisation macht Tourismus- und Immobilienunternehmen, die sich angestammtes indigenes Gemeindeland widerrechtlich angeeignet haben, dafür verantwortlich. Der langjährige Garífuna-Aktivist und ehemalige stellvertretende Koordinator von Ofraneh, Alfredo López aus Triunfo de la Cruz, wurde mit dem Tode bedroht, falls er die Gemeinde nicht binnen 24 Stunden verlasse.

Am 18. Juli 2020 waren der Gemeindevorsteher Alberth Sneider Centeno sowie die Ofraneh-Mitglieder Gerardo Tróchez, Milton Martínez und Suami Mejía frühmorgens von rund 30 bewaffneten Männern, die sich als Polizisten zu erkennen gaben, aus ihren Häusern geholt worden. Seither fehlt jede Spur von ihnen (a21 berichtete).

Mitglieder von Ofraneh hatten deshalb am 22. August mit Unterstützung des Zivilgesellschaften Rates indigener Gemeinschaften von Honduras (COPINH) und weiterer Organisationen vor der Generalstaatsanwaltschaft in der Hauptstadt Tegucigalpa protestiert. Sie verlangten, mit Generalstaatsanwalt Oscar Chinchilla zu sprechen, der über ein Jahr lang nicht auf eine entsprechende Bitte geantwortet hatte. Da es erneut keine Antwort gab, betraten Protestierende das Gebäude, warteten etwa zwei Stunden lang vergeblich vor dem Büro Chinchillas und gingen dann wieder.

Gegen die Generalkoordinatorin von Ofraneh, Miriam Miranda, den Anwalt Edy Tábora und den honduranischen Wissenschaftsminister Luther Castillo Harry wurden daraufhin strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Offensichtlich sind inzwischen weitere Mitglieder von Ofraneh und COPINH von den Ermittlungen betroffen.

Am 24. August 2022 demonstrierten die Organisationen erneut, diesmal vor dem Obersten Gerichtshof, wo sie eine Klage gegen die Generalstaatsanwälte wegen ihrer zweijährigen Untätigkeit in Bezug auf das gewaltsame Verschwindenlassen einreichten.

Neben dem Ende der Strafverfolgung gegen Miranda, Tábora und Castillo fordern die internationalen Organisationen nun erneut Maßnahmen zur Suche nach den Verschwundenen von Triunfo de la Cruz auf der Grundlage der "UN-Leitprinzipien für die Suche nach verschwundenen Personen". Das Garifuna-Komitee für die Suche nach den Verschwundenen von Triunfo de la Cruz soll in die Ermittlungen einbezogen und eine Sonderstaatsanwaltschaft gegen das gewaltsame Verschwindenlassen eingerichtet werden.

Die Organisationen verlangen zudem, dass der Staat die Urteile des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte zur Rückgabe von Gemeindeland an die Gemeinden Triunfo de la Cruz und Punta Piedra umsetzt und die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über die Rechte indigener Völker auf freie, vorherige und informierte Zustimmung einhält.

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