Massive Schüler- und Studentenproteste in Honduras

Vier ermordete Aktivisten in 48 Stunden. Fehlende Dialogbereitschaft und Repression durch die Regierung. Minister beschuldigt Lehrergewerkschaft.


(Johannes Schwäbl, amerika21)

 

Tegucigalpa. Die seit zwei Wochen andauernden Schülerproteste gegen eine geplante Bildungsreform in Honduras ebben trotz massiver Repression von Seiten des Staates nicht ab.

In der Nacht vom 24. März wurden zwei Schüler ermordet, die aktiv an den Protesten in der Hauptstadt teilgenommen hatten. Eine weitere Schülerin, die bei der Attacke schwer verletzt wurde, verstarb später im Krankenhaus. Einen Tag später wurde die Leiche der dreizehnjährigen Soad Nicolle Ham Bustillo aufgefunden. Der Körper wies Folterspuren auf. Die Schülerin war wenige Tage zuvor bei Protesten von Fernsehsendern gefilmt und interviewt worden. Am Nachmittag des 25. März kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizeieinheiten und Schülern und Studenten vor der nationalen autonomen Universität UNAH, die zu mehreren Verletzten und Verhafteten führte. Dabei setzten Polizeieinheiten auch Tränengas innerhalb der Universität ein.

Seit dem 9. März protestieren Schüler in mehreren Regionen des Landes mit Demonstrationen und Besetzungen gegen eine geplante Verlängerung der Schulzeiten. Laut den Demonstranten erhöht der frühere Beginn und das spätere Ende der Klassen die Gefährdung der Schüler auf dem Schulweg. In Honduras werden monatlich 83 Kinder und Jugendliche unter 23 Jahren ermordet. Zudem verweisen die Protestierenden auf die fatale Lage in honduranischen Bildungseinrichtungen und fordern die Anschaffung von Bildungsmaterialien und Einrichtungsgegenständen für die Schulen. Die geplanten Reformen stehen in Zusammenhang mit Privatisierungs- und Dezentralisierungsplänen des Bildungssektors und werden unter anderem von der Weltbank, der Interamerikanischen Entwicklungsbank und dem Internationalen Währungsfond unterstützt.

Laut José Guadalupe Ruelas, Direktor der Kinderschutzorganisation "Casa Alianza Honduras" existiert eine klare Verbindung zwischen den brutalen Morden, den Studentenprotesten und der allgemeinen Gewalt gegen Jugendliche. Zahlreiche weitere Menschenrechtsorganisationen kritisieren den fehlenden Willen der Regierung zum Dialog, die massive Repression gegen die Proteste und sprechen von gezielten Aktivitäten von Todesschwadronen und Aktionen der sozialen Säuberung.

Bereits am 16. März war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Schülern und Polizeieinheiten in Tegucigalpa gekommen. Einheiten der Nationalpolizei und der Militärpolizei setzten dabei Tränengas und Schusswaffen gegen die Demonstranten ein. Ein Mitglied eines privaten Sicherheitsdienstes einer Brauerei feuerte ebenfalls auf die Demonstranten und verletzte mindestens eine Person schwer. Insgesamt kam es bei den Auseinandersetzungen zu mindestens neun verletzen Schülern, zwei davon schwer.

Die Regierung und Bildungsminister Marlon Escoto zeigten bisher wenig Bereitschaft zum Dialog. Stattdessen beschuldigt Escoto die Lehrergewerkschaft und soziale Organisationen hinter den Protesten zu stehen und diese weiter anzuheizen. In einer Erklärung bezeichnete der Bildungsminister die ermordete Schülerin Ham als "Problemkind" und wies einen Zusammenhang der Morde mit der Beteiligung an den Protesten zurück.

 

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