Honduras: Unabhängige Untersuchungskommission zu Verschwundenen eingesetzt

Von Jutta Blume
amerika21

Tegucigalpa/Triunfo de la Cruz. Am 18. Juli 2020 wurden fünf Männer aus der Garífuna-Gemeinde Triunfo de la Cruz entführt, unter ihnen der Gemeindevorstand Alberth Sneider Centeno. Da es von Seiten der staatlichen Ermittlungsbehörden weiterhin keine Antworten über den Verbleib der verschwundenen Garífuna gibt, hat die Garífuna-Organisation Ofraneh nun eine unabhängige Untersuchungskommission ins Leben gerufen. Am Donnerstag hat das "Garifuna Komitee zur Ermittlung und Suche der Verschwundenen von Triunfo de la Cruz" (Comité Garífuna de Investigación y de Búsqueda de los Desaparecidos del Triunfo de la Cruz) offiziell seine Arbeit aufgenommen. Die Abkürzung des Namens in der Sprache der Garífuna lautet Sunla, was gleichzeitig auch bedeutet: Es reicht.

Im Steuerungskreis von Sunla vertritt Ofraneh die Angehörigen der Verschwundenen. Das Komitee bildet verschiedene Arbeitsgruppen zur Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit, der Suche nach den Verschwundenen und der Begleitung der Opfer und Familien. Nationale und internationale Expert:innen aus den Bereichen Forensik, Medizin, Psychologie, Anthropologie, Recht und Menschenrechte sowie Spiritualität sind in die Arbeitsgruppen eingebunden.

Ermittlungen von Seiten des Staates sollen unabhängig begleitet werden. Bereits von den Angehörigen betriebene Recherchen sollen systematisiert und vertieft werden. Die Polizei habe bislang auf Informationen, die von Seiten der Opferfamilien an sie herangetragen wurde, nicht reagiert, erklärte Carla García von Ofraneh bei der Pressekonferenz. Auch Pablo Centeno, Vater des verschwundenen Alberth Sneider, prangert das Verhalten der Sicherheitsbehörden an: "Wir haben keinerlei Unterstützung, weder psychologisch noch durch Informationen erhalten, noch sind wir von der Polizei befragt worden."

Das bisherige Vorgehen des honduranischen Staates sei geprägt durch Nachlässigkeit und Unfähigkeit bei der Suche nach den Verschwundenen, heißt es in der Presseerklärung von Ofraneh. Auch die Standards des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte und des Komitees gegen gewaltsames Verschwindenlassen der Vereinten Nationen seien nicht erfüllt worden. Zu diesen Anforderungen gehört unter anderem, die Familienangehörigen in die Ermittlungen einzubeziehen.

Ofraneh betont immer wieder, dass das gewaltsame Verschwindenlassen des Gemeindevorstands im Zusammenhang mit dem Kampf um die Territorien der Garífuna-Gemeinden steht. "Sneider war der Organisation Prolansate, den Ölpalmenmagnaten und den Mächtigen, die sich im Umfeld des Naturparks Punta Izopo auf Territorien der Gemeinde Triunfo de la Cruz angesiedelt haben, entgegengetreten und hatte sie angezeigt. Die Territorien müssen der Gemeinde laut einem Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte zurückgegeben werden", schreibt die Garífuna-Organisation.

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