El Sal­vador: Land­frauen for­dern Betei­li­gung an Klimalösungen

Von Edgardo Ayala — San Sal­vador – IPS

In El Sal­vador haben Dut­zende Land­frauen die Ein­stel­lung aller Bergbau– und Was­ser­kraft­pro­jekte ange­mahnt, die sich negativ auf ihre Dörfer und Regionen aus­wirken. Dar­über hinaus for­derten sie die Regie­rung auf, sie bei der Ent­wick­lung von Lösungen der Kli­ma­pro­bleme ein­zu­be­ziehen. Die Folgen des Kli­ma­wan­dels sind gra­vie­rend und gerade im Fall El Sal­vador nur allzu deut­lich sichtbar.

 So hat sich das kleine Land am Isthmus bis heute nicht von den Schäden erholt, die sint­flut­ar­tige Nie­der­schläge im Oktober ange­richtet hatten. »Unsere Bohnen– und Mais­ernten wurden völlig zer­stört«, berich­tete die Bäuerin Irma Solór­zano aus dem west­li­chen Depar­te­ment Ahu­ach­apán. Solór­zano hatte an einer Anhö­rung im Rahmen einer Kam­pagne von ‘Deine Stimme gegen Armut’ teil­ge­nommen. Rund 20 Land­frauen hatten vom 13. bis 18. Dezember Gele­gen­heit, über die Folgen des Kli­ma­wan­dels und der jüngsten Flut­ka­ta­strophe auf ihr Leben, ihre Ernten und dörf­liche Infra­struktur zu spre­chen. Die Akti­vi­täten hätten ursprüng­lich im Oktober statt­finden sollen, mussten auf­grund der mas­siven Nie­der­schläge im glei­chen Monat jedoch ver­schoben werden. Die Bilanz der Kli­ma­krise: 43 Men­schen starben, ein Zehntel der Lan­des­fläche ver­sank in den Fluten und 40 Pro­zent des Stra­ßen­netzes wurde beschädigt.

Nach Schät­zungen der Wirt­schafts­kom­mis­sion für Lateinamerika und der Karibik kostet der Wie­der­aufbau der Infra­struktur das Land min­des­tens 4,2 Mil­li­arden US-​Dollar. Das Ausmaß der Zer­stö­rung hatte die zen­tral­ame­ri­ka­ni­schen Staats­prä­si­denten am 16. Dezember zu Gesprä­chen in San Sal­vador und einem Hilfs­aufruf an die Adresse der inter­na­tio­nalen Gemein­schaft veranlasst.

Folgen von Fehl­ent­schei­dungen korrigieren

Doch wie Vida­lina Morales, Mutter von fünf Kin­dern, vor vier ‘Rich­te­rinnen’ der Anhö­rung erklärte, reicht es nicht aus, die sicht­baren Schäden des Kli­ma­wan­dels zu besei­tigen. Es sei ebenso wichtig, in die Land­wirt­schaft, Natur und Gesund­heit der Land­be­völ­ke­rung zu inves­tieren, die unter der fort­ge­setzten För­de­rung umwelt­schäd­li­cher Pro­jekte gelitten hätten.

Morales bezog sich mit ihrer Kritik unter anderem auf den Gold– und Sil­ber­bergbau in El Dorado im zen­tralen Depar­te­ment Cabañas durch das Unter­nehmen ‘Pacific Rim El Sal­vador’. Die Aus­beu­tung der Mine seit 2002 hat in Berg­dör­fern wie Santa Marta, wo Morales lebt, zur Ver­seu­chung der Flüsse mit Zyanid und anderen Metallen geführt. Auch sind die lokalen Brunnen tro­cken gefallen, wie die Urein­woh­nerin berichtete.

Die Berg­bau­ak­ti­vi­täten der Nie­der­las­sung des kana­di­schen Kon­zerns ‘Pacific Rim Mining Cor­po­ra­tion’ sind seit 2008 aus­ge­setzt. Damals hatte die ehe­ma­lige Regie­rung des rechts­ge­rich­teten Prä­si­denten Antonio Saca (2004−2009) die Geneh­mi­gung für die Aus­beu­tung der Gold­mine ver­wei­gert. Als dann 2009 die Mit­tel­inks­partei und ehe­ma­lige Rebel­len­or­ga­ni­sa­tion FMLN die Wahlen gewann, war das Pro­jekt end­gültig vom Tisch.

Das trans­na­tio­nale Unter­nehmen hat El Sal­vador nun vor dem Weltbank-​Schiedsgericht für die Bei­le­gung von Inves­ti­ti­ons­strei­tig­keiten (ICSID) auf Scha­den­er­satz in Höhe von min­des­tens 77 Mil­lionen Dollar ver­klagt. Pacific Rim, das nach eigenen Angaben bei seinen Berg­bau­ak­ti­vi­täten hoch­mo­derne und umwelt­freund­liche Tech­no­lo­gien ver­wendet, macht mit seiner Klage von einem Passus im Frei­han­dels­ab­kommen mit Zen­tral­ame­rika und der Domi­ni­ka­ni­schen Repu­blik (DR – CAFTA) Gebrauch. Es erlaubt Firmen, Staaten für Ent­schei­dungen zu belangen, die den Wert ihrer Inves­ti­tionen ver­rin­gern. Diese und andere Bestim­mungen waren bereits Bestand­teil des Nord­ame­ri­ka­ni­schen Frei­han­dels­ab­kom­mens NAFTA gewesen und hatten zu der Ein­rich­tung von ICSID geführt. Nach Ansicht der Kli­ma­ex­pertin Ivette Aguila, die der Anhö­rung in San Sal­vador als Rich­terin vorsaß, sollte sich die Regie­rung nicht auf die Begren­zung der vom Kli­ma­wandel ver­ur­sachten Schäden kon­zen­trieren, son­dern Maß­nahmen ergreifen, die ins­be­son­dere das Wohl der Bevöl­ke­rung im Auge behalten. Nach UN-​Angaben müssen immerhin 40 Pro­zent der 6,1 Mil­lionen Sal­va­do­rianer mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen.

Recht auf Wasser

In San Sal­vador wiesen die Bäue­rinnen auch auf das Was­ser­pro­blem in den länd­li­chen Regionen hin. Einem im April von der ‘Global Water Part­nership’ ver­öf­fent­li­chen Bericht ist zu ent­nehmen, dass El Sal­vador das ein­zige Land Zen­tral­ame­rikas ist, wel­ches mit einer defi­zi­tären Was­ser­menge pro Kopf und Jahr von unter 1.700 Kubik­me­tern geschlagen ist.
Aus diesem Grund betont die Abschluss­er­klä­rung der Anhö­rung die Not­wen­dig­keit, das Recht auf Wasser anzu­er­kennen, wie dies im Ent­wurf des Was­ser­ge­setzes vor­ge­sehen ist, das seit 2006 im Par­la­ment fest­steckt. Auch wurde die Regie­rung des links­mo­de­raten Prä­si­denten Mau­ricio Funes auf­ge­for­dert, sich prio­ritär um die Ernäh­rungs­sou­ve­rä­nität des Landes auf der Grund­lage einer nach­hal­tigen Land­wirt­schaft zu bemühen.

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Quelle: Womblog

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