Chinesischer Unternehmer Wang Jing gibt Route für den geplanten Nicaragua-Kanal bekannt

Pläne und Folgen des Projektes werden kontrovers diskutiert

Managua. Das chinesische Unternehmen Hongkong Nicaragua Development Group (HKND) hat die wohl endgültige Route des "Großen Interozeanischen Kanals" vorgestellt, der durch das mittelamerikanische Land führen soll. Die geplante Wasserstraße soll größere Schiffe aufnehmen können als der modernisierte Panama-Kanal. Gegen das Projekt bestehen zahlreiche Bedenken.

 

Die nun vorgestellte Route des Nicaragua-Kanals soll von der Mündung des Brito-Flusses am Pazifik, südlich der Provinzhauptstadt Rivas, quer über den im Landesinneren gelegenen Nicaragua-See bis hin zur Mündung des Punta-Gorda-Flusses in den Atlantik führen. Insgesamt soll der Kanal 278 Kilometer lang werden. Davon führen 105 Kilometer durch den See selbst. Der Kanal soll zwischen 230 und 530 Meter breit und zwischen 26 und 30 Meter tief werden.

 

 

Die Umweltstudie steht noch aus

 

Der Vertreter der englischen Firma Environmental Resources Management (ERM), die die Umweltstudien anfertigt, Ingenieur Alberto Vega aus Granada, berichtete die Route sei bereits ausgewählt worden, obwohl die Umwelt- und Machbarkeitsstudien nicht fertig gestellt seien.

ERM erklärte, die Tatsache, dass die Route den Nicaraguasee durchquere, bringe eine Reihe sensibler Fragen, sowohl soziale als auch für die Umwelt. „Es gibt mehrere geschützte Gebiete von internationaler Bedeutung“, sagte Vega. 

Die Hauptfragen, die nach unserer Meinung in dieser Studie noch genauer geprüft werden müssen sind: Die Biodiversität in den geschützten Gebieten, die sog. Ramsar-Schutzgebiete, das Bioreservat der UNESCO, welches einen Teil des Südosten, den Nicaraguasee, den Mesoamerikanischen Biologischen Korridor und die Verbindung mit dem Reservat Indio Maíz umfasst”, erklärte der Fachmann von ERM.

 

Der Direktor der Baugesellschaft HNKD, Wang Jing, versprach, dass mit den Bauarbeiten nicht begonnen werde, bevor die Umweltstudien abgeschlossen sind. Die Regierung Ortega besteht jedoch in Verlautbarungen darauf, dass noch im Dezember damit begonnen werde.

 

Ortega: „"Motiv des Projektes ist es, die Armut zu beseitigen. Es verschafft uns außerdem die Mittel für die Rettung von [dem Regenwald-Schutzgebiet] Bosawas", sagte Ortega. "Es gibt einige Schäden, aber es gibt aber auch Mittel, sie wieder auszugleichen. … Man muss einige Bäume fällen, einige Wohnungen versetzen.“ Der Bau wird laut Aussagen der Regierung im Dezember begonnen und innerhalb von 5 Jahren beendet werden.

 

 

Ziviler Widerstand in Nicaragua formiert sich

 

Vertreter von Organisationen der Zivilgesellschaft aus sechs der 17 Regionen des Landes sprachen sich gegen das Kanalprojekt aus, u.a. weil ees die Zerstörung des Nicaraguasees bedeuten würde, dem größten Trinkwasserresservoir Mittelamerikas.


Ca. 146 Mitglieder des so genannten "Forum von Chontales" unterzeichneten unterzeichneten eine Erklärung, in der sie "vollständige" Ablehnung des Kanalgesetzes und den Rahmenvertrag der Konzession zum Ausdruck brachten und die Aufhebung beider verlangten. Das Forum besteht aus der Führung von NGOs, Kooperativen, Verbänden, Frauen- und sowie Einzelpersonen der Departements Boaco, Chontales, Granada, Rivas und Río San Juan, sowie der RAAS.

 

Vertreter_innen der betroffenen indigenen Gemeinschaften gaben bekannt, dass sie die Interamerikanische Menschenrechtskommission CIDH gebeten haben, ihre Gemeinschaften und die afrikastämmigen Bewohner vor dem Kanalprojekt zu schützen. In dem Kommunique, das der Ältestenrat der Karibikküste, das oberste Beratungsorgan der Indigenas in diesem Gebiet, am Freitag herausgegeben hat, heißt es, man habe die CIDH gebeten, "ihre Rechte auf Selbstbestimmung und des Zugangs und Nutzung ihrer traditionellen Gebiete und Naturressourcen zu schützen".

 

Der Ältestenrat erklärte, dass ihre Anzeige eine Option sei, nachdem der Oberste Gerichtshof Nicaraguas im Dezember mehrere Verfassungsklagen gegen den Kanal, die Freihandelszonen und dazu gehörenden Infrastrukturmaßnahmen sowie das betreffende Sondergesetz zur Entwicklung der Infrastruktur und des Transportes abgewiesen hatte.

 

 

Nicaragua ist noch nicht so weit, um mit dem Kanal beginnen zu können

 

Der Vorsitzende der nicaraguanischen Bauwirtschaftskammer Benjamín Lanzas erklärte am 9. Juli im Regierungs-TV Canal 4: „Was im Dezember begonnen werden kann, sobald die Studien und Pläne fertig gestellt sind, sind vorbereitende Arbeiten“.

Wir müssen zuerst einmal einen Hafen am Pazifik oder Atlantik bauen. Wir haben bisher keine ausreichenden Straßen, Wege, Elektrizität und Wasserversorgung, um den Bau auszuführen“. 

 

Lanzas wies auch daraufhin, dass es im Land ein Defizit an Fachkräften für die Bedienung der Baumaschinen gebe. Man müsse deshalb noch warten bis es genügend Personal vorhanden sei.

 

Neben dem Bedienungspersonal für Baumaschinen bräuchte es auch Zeit, um genug Personal und Techniker auszubilden. Dafür müsse man einen Plan zur Ausbildung von Arbeitern zur Ausführung von Erdbewegungen und Ingenieuren realisieren, die für das Projekt notwendig seien.

 

 

Quellen: amerika21.de, Notifax, Nicaragua Forum Heidelberg

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