Menschenrechtskrise in Mexiko: Frauen und Mädchen in Gefahr

Foto: Sergio Ortiz/Amnesty International

Gegen geschlechtsspezifische Gewalt ist ein entschlossenes Vorgehen nötig

Pressemitteilung zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember

Berlin, 8. Dezember 2021. Täglich werden in Mexiko durchschnittlich mehr als zehn Frauen getötet. Hinzu kommen unzählige Sexualstraftaten, Gewalt im häuslichen Umfeld durch Partner, im öffentlichen Raum durch Polizei oder Militär sowie Angriffe in den sozialen Medien. Zu den besonders betroffenen Personengruppen gehören indigene Frauen und Migrantinnen, die zudem häufig rassistische Gewalt erleben, sowie trans* Frauen, Menschenrechtsverteidigerinnen, Feministinnen und Journalistinnen.

Zum Tag der Menschenrechte veröffentlicht das Netzwerk „Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko“ ein Factsheet, um auf die Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Mexiko aufmerksam zu machen. „Während der Pandemie hat sich das Risiko für Frauen, Gewalt im häuslichen Umfeld zu erfahren, nochmals dramatisch erhöht“, betont Johanna Wild von Amnesty International. „Sowohl die Zahl der Notrufe wegen Übergriffen gegen Frauen als auch die Hilfegesuche in Schutzeinrichtungen haben deutlich zugenommen. Diese zusätzliche Schutzlosigkeit, in die Mädchen und Frauen durch Ausgangsbeschränkungen getrieben werden, ist äußerst besorgniserregend.“

Frauenrechtsorganisationen und feministische Gruppen kämpfen seit Jahrzehnten gegen die ausufernde Gewalt. In jüngster Zeit gibt es viele Großdemonstrationen. Die Behörden reagieren auf die Proteste mit enormer Repression. Führende Regierungsvertreter*innen diskreditieren und kriminalisieren immer wieder die Protestierenden und ihre Forderungen. Auf juristischer Ebene gibt es zwar Fortschritte. Seit 2007 ist die Regierung Mexikos durch das Gesetz über den Zugang von Frauen zu einem Leben ohne Gewalt dazu verpflichtet, umfassende Maßnahmen zu ergreifen, um Frauen und Mädchen vor Gewalt zu schützen. Bundesstaaten und Kommunen haben seitdem diverse Präventions- und Hilfsangebote auf den Weg gebracht. Auch ist Feminizid seit 2012 als eigener Straftatbestand im föderalen Strafgesetzbuch verankert.

„Die steigende Zahl an Gewalttaten zeigt jedoch eindeutig, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, um Frauen und Mädchen wirksam zu schützen“, sagt Françoise Greve, Koordinatorin der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko. Dies liege vor allem an den gesellschaftlichen Strukturen, die häufig die Täter schützten, der verbreiteten Straflosigkeit sowie fehlendem politischem Willen. „Die deutsche Bundesregierung sollte geschlechtsspezifische Gewalt in allen Gesprächsformaten mit der Regierung Mexikos als zentrales Thema ansprechen und konkrete und messbare Fortschritte einfordern, um Frauen und Mädchen vor Gewalt zu schützen.“

Laden Sie hier die Pressemitteilung als pdf herunter.

Ansprechperson:
Tobias Lambert, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko,
Tel: +49 (0)157 – 71 73 08 93 / presse@mexiko-koordination.de

Die Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko ist ein Netzwerk von:

Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, Amnesty International Deutschland, Brot für die Welt, CAREA e.V., Initiative Mexiko (INIMEX), México vía Berlin e.V., Mexiko-Initiative Köln/Bonn, Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR, Missionsprokur der deutschen Jesuiten, Franziskaner Helfen, Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V., Pacta Servanda e.V., Partner Südmexikos e.V., pax christi Kommission Eine Welt, , Promovio e.V., Welthaus Bielefeld, Zapapres e.V.

 

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