Paraguays Gen-Putsch

Harald Neuber 23.08.2012

Nach dem Staatsstreich legalisiert die De-facto-Regierung in hohem Tempo genetisch verändertes Saatgut – selbst per Präsidialdekret

Der Putsch in Paraguay Ende Juni hat das Land einerseits in eine regionale Isolation getrieben. Profiteure der Krise gibt es dennoch: US-amerikanische Saatgutkonzerne drängen massiv auf den Markt. Vier verschiedene Hersteller haben bei den Behörden des südamerikanischen Agrarstaates die Zulassung von genetisch verändertem Saatgut beantragt. An erster Stelle steht die US-Firma Monsanto. Das transnationale Unternehmen lag bereits mit der gestürzten Regierung des demokratisch gewählten Präsidenten Fernando Lugo im Clinch, weil die zuständige Behörde vor der Marktzulassung von Gen-Saat weitere Studien forderte.



Der Vormarsch von Monsanto und anderer Branchenvertreter schürt nun Spekulationen über die Rolle der einflussreichen Agrarunternehmen auf die innenpolitische Lage. Gruppierungen der Demokratiebewegung haben vor diesem Hintergrund eine landesweite Protestkampagne angekündigt.

Wie inzwischen auch deutsche Medien berichteten, hat das Gesundheitsministerium Paraguays am 6. August grünes Licht für den menschlichen Verzehr der Monsanto-Maissorte VT3Pro gegeben. Zwar müssen nun noch die Nationale Behörde für Lebensmittelsicherheit und das Gesundheitsministerium zustimmen, Zweifel bestehen an dem Durchmarsch der transgenen, schädlingsresistenten Sorte aber nicht. Denn schon Anfang Juni hatte die Saatgutbehörde SENAVE die Aussaat der gegenüber Schädlingen und Herbiziden resistenten Bollgard-Baumwolle des Typs MON531 zugelassen.

Das Problem: Der Samen war für die Landwirte gar nicht zu erwerben. So seien sie gezwungen gewesen, auf weiterentwickelte Monsanto-Sorten zurückzugreifen, die selbst in Paraguay noch nicht zugelassen waren, berichtete unlängst die taz. Tatsächlich unterzeichnete der nicht gewählte De-facto-Präsident Federico Franco Anfang dieser Woche ein entsprechendes Dekret, das den Import der ungeprüften Gen-Samen aus Argentinien und Brasilien erlaubt. Begründet worden sei der Schritt mit einem bestehenden "Saatgutnotstand".

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