Kolumbien: zwischen Krieg und der Hoffnung auf Frieden

Kolumbien: zwischen Krieg und der Hoffnung auf Frieden.  

Veranstaltungsreihe. Zweite Veranstaltung

  

Während im ersten Treffen die historischen Wurzeln und strukturellen Ursachen des Konfliktes sowie verschiedene Formen von Menschenrechtsverbrechen behandelt wurden, konzentriert sich die zweite Veranstaltung vor allem auf den Friedensprozess mit den Paramilitärs und die mit ihm einhergehenden Reparationsmaßnahmen für die Opfer dieser  bewaffneten Gruppe. In der zweiten Hälfte der Veranstaltung wollen wir die ökonomischen Hindernisse für eine nachhaltige Friedenskonstruktion beleuchten und diskutieren. Schließlich ist ein Workshop geplant, in dem wir uns mit der Frage auseinandersetzen werden, wie wir als Arbeitsgruppe langfristig einen Beitrag zur Friedenskonstruktion und zur Verbesserung der Menschenrechtslage in Kolumbien leisten können.

 

Die Veranstaltungen sind als Versammlungs- und Diskussionsraum für BürgerInnen und Flüchtlinge aus Kolumbien und anderen Konfliktländern sowie MenschenrechtsaktivitInnen und –organisationen gedacht. Ziel der Veranstaltungsreihe ist, die Auswirkungen des bewaffneten Konfliktes in der kolumbianischen Gesellschaft darzustellen und die Reaktionen der Zivilgesellschaft zu diskutieren. Außerdem möchten wir zeigen, dass die Konfliktdynamiken, die in Kolumbien zur Gewalt führen, wesentlich komplexer sind als dies die üblichen Klischees über Kokainproduktion und Drogengeschäfte suggerieren.

 

Die Münchner Arbeitsgruppe für Menschenrechte in Kolumbien und das Ökumenische Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V. freuen sich über Ihre aktive Teilnahme!

 


Programm

14:00 – 14:50   Alejandro Guerrero Torres:  Das Gesetz für „Frieden und Gerechtigkeit“ –Erfahrungen eines  Transitional Justice-Modells auf der lokalen Ebene

 

15:00 – 15:50   Maria Paula Santana González: Das Gesetz für Opfer und Rückerstattung geraubter Ländereien: Anspruch und Ziele vs. eingeschränkte institutionelle Kapazität

 

16:00 – 16:50   Christian Wimberger: Integration durch Reparation? – Chancen und Grenzen im Fall Mampuján 

 


20 Minuten Pause mit kulturellem und kulinarischem Programm

 

 

17:10 – 17:50   Alejandro Pacheco Zapata: Kriegsgeschäfte oder der Krieg und die Geschäfte? Warum sich die Friedensfindung so schwierig gestaltet

 

17: 55 – 18:15   Workshop “Was mache ich? Was machst du? Was machen wir?

Kleiner Workshop zur Findung von Ideen zur Unterstützung des Friedensprozesses in Kolumbien und zur Weiterentwicklung des Arbeitskreises in München.      

 

18:30 – 20:30   Kulturelle Abschluss-Veranstaltung 

Kolumbianische Folklore:Unter anderem Tanz, Musik, Literatur und bildende Kunst. Raum für individuelle Gespräche bei einem Glas Wein.

 

Moderation: Dr. Christiane Schulz,  Politikwissenschaftlerin, Expertin in Menschenrechtsfragen, arbeitet zu Lateinamerika mit den regionalen Schwerpunkten Kolumbien, Guatemala und Mexiko.

 

Datum:           30.11.2013

Ort:                Kulturladen Westen

Adresse:        Ligsalzstraße 44, 80339 München.  (Station U4/U5 Schwanthalerhöhe) 

 

 

Organisiert vor

Münchner Arbeitsgruppe für Menschenrechte in Kolumbien

und vom Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V.

 
Kontakt: praktikum@oeku-buero.de       und    089/4485945 oder 0176 3457 0114

 

Mit finanziele Unterstützung von:  

 Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung in Bayern e.V.

 und Netzwerk München 

 


Information zur Vorträge und ReferentInnen

 

Das Gesetz für „Frieden und Gerechtigkeit“ – Erfahrungen eines Transitional Justice-Modells auf der lokalen Ebene

Es werden die Prinzipien und die Struktur des sog. Gesetzes für Frieden und Gerechtigkeit aufgezeigt. In einer Bilanz werden die Funktionsweise des Gesetzes in den letzten acht Jahren sowie die bisherigen Ergebnisse in den Bereichen Gerechtigkeit, Wahrheit und Wiedergutmachung für die Opfer bewertet. Auf dieser Grundlage werden die positiven und negativen Auswirkungen herausgearbeitet, die das Demobilisierungsgesetz auf den langfristigen Friedensprozess in Kolumbien bisher hatte und in der Zukunft haben könnte.

 

Das Gesetz für Opfer und Rückerstattung geraubter Ländereien: Anspruch und Ziele vs. eingeschränkte institutionelle Kapazität

Im Verlauf des Jahrzehnte andauernden bewaffneten Konfliktes in Kolumbien wurden in einem langen Lernprozess immer wieder Gesetze, Dekrete und Projekte zur Repatrierung der Opfer verabschiedet. Der neuste Versuch beinhaltet ein Transitional Justice-Modell, das über die bloße Beendigung der Gewalt hinausgeht und auf eine integrale Reparation für die Opfer abzielt. Dem gegenüber stehen soziale und institutionelle Herausforderungen, die mit der Komplexität der Konfliktdynamiken und der Vielfalt der Akteure zusammenhängen. Diese Probleme werden zwar vom Gesetz berücksichtigt. Ob der Staat den Ansprüchen des Gesetzes tatsächlich gerecht werden kann, ist allerdings fraglich. Zum Beispiel wirft die Tatsache, dass der Konflikt latent oder auf gewaltsame Weise immer noch fortbesteht, die Frage auf, wie man die Opfer entschädigen und ihre Ländereien rückerstatten soll, ohne sie in Gefahr zu bringen.

 

Integration durch Reparation? – Chancen und Grenzen im Fall Mampuján 

Im Vortrag wird mit dem Pilotprojekt in Mampuján an der Karibikküste einer der ersten kollektiven Reparationsprozesse unter die Lupe genommen. Es werden vor allem die Anerkennungskonflikte in den Beziehungen zwischen der Gemeinde und dem Staat analysiert. Wichtige Fragen sind: Was fordern die Opfer des Paramilitarismus? Wie nehmen sie den Staat wahr? Welche Möglichkeiten ergeben sich für die Gemeinde, politisch aktiv zu werden? Nimmt man die Integration der Opfer und deren Annäherung an die Institutionen als Maßstab zur Bewertung des Prozesses, lassen sich in Mampuján bisher sowohl positive als auch negative Entwicklungen erkennen.

 

Kriegsgeschäfte oder der Krieg und die Geschäfte? Warum sich die Friedensfindung so schwierig gestaltet

Während die Regierungen ständig von Frieden sprechen, wachsen die Ausgaben für „Verteidigung und öffentliche Ordnung“ in vielen Ländern immer weiter an und übertreffen die Haushalte für Bildung und Gesundheit. Warum ist Krieg so wichtig? Wer profitiert von bewaffneten Konflikten wie in Kolumbien? Warum ist es so schwierig, einen dauerhaften Frieden zu erreichen? Der Vortrag gibt Einblicke in wichtige wirtschaftliche und politische Auswirkungen von Kriegen.

 

 

Unsere ReferentInnen

 

Alejandro Guerrero Torres hat in der Universidad Externado de Colombia Verfassungsrecht studiert. Aktuell studiert er an der LMU München. Er beschäftigt sich mit Themen wie internationales Strafrecht, Verfassungsrecht und Transitional Justice. Zuvor arbeitete er als Berater im Centro Toledo para la Paz, in der GIZ und im kolumbianischen Justizministerium.

 

Maria Paula Santana González studiert aktuell im Master „Holocaust Studies“ in der Universität Touro College Berlin. Zuvor studierte sie “Regierung und Internationale Beziehungen” in der Universidad Externado in Bogotá und war als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Organisation HINABU und der Stiftung Baltasar Garzón tätig. Außerdem beteiligte sie sich in Projekten im Rahmen des Gesetzes für Opfer und Rückerstattung mit Themen wie Konflikt, Reparation, Vergangenheitsaufarbeitung und Transitional Justice.

 

Christian Wimberger hat Lateinamerikastudien und sozialwissenschaftliche Konfliktforschung studiert. Er forscht über soziale Konflikte, Friedensprozesse und Menschenrechte in Kolumbien und Lateinamerika. Außerdem ist er ehrenamtlicher Mitarbeiter im Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V. und Autor der Zeitschrift Infoblatt.

 

Alejandro Pacheco Zapata ist Unternehmensberater mit Schwerpunkt in Nichtregierungsorganisationen. Aktuell studiert er Verbraucherwissenschaften. Zuvor forschte und beriet er in verschiedenen Projekten zu Themen wie Konflikt, Entwicklung, Resozialisierung und internationale Kooperation, unter anderen in der UNODC und im Ökumensichen Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V. in München.

 

 

Zusätzliche Information:

Obwohl sich in Kolumbien die Bemühungen hinzu einer positiven Weiterentwicklung des Landes bemerkbar machen, sorgen Gewalt und Kriegsgeschäfte dafür, dass die offensichtlichen Probleme des Landes bestehen bleiben. Waffen-, Drogen- und Ressourcenhandel sowie Landraub und Erpressung haben sich, im Vergleich zu legalen Wirtschaftszweigen, als die ertragreicheren Geschäftsformen erwiesen. Die Leidtragenden der ungleichen Machtbeziehungen und der Gewalt bleiben die sozial und wirtschaftlich ausgeschlossenen Bevölkerungsteile.

 

Wie die erste Veranstaltung ist auch das nächste Treffen als Versammlungs- und Diskussionsraum für BürgerInnen und Flüchtlinge aus Kolumbien und anderen Konfliktländern sowie MenschenrechtsaktivitInnen und –organisationen gedacht.

 

Ziel der Veranstaltung ist es, die Auswirkungen des bewaffneten Konfliktes in der kolumbianischen Gesellschaft darzustellen und die Reaktionen der Zivilgesellschaft zu diskutieren. Außerdem möchten wir zeigen, dass die Konfliktdynamiken, die in Kolumbien zur Gewalt führen, wesentlich komplexer sind als dies die üblichen Klischees über Kokainproduktion und Drogengeschäfte suggerieren. Vielmehr haben Untersuchungen offengelegt, dass der Paramilitarismus auch in legalen Geschäften wie im Bergbau oder in der Produktion von Monokulturen teilnimmt, von denen vor allem die Länder des Nordens profitieren.

 

In einzelnen Vorträgen werden verschiedene Facetten des Konfliktes mit besonderem Blick auf die Situation der Menschenrechte beleuchtet. Im Anschluss daran wollen wir in Diskussionsrunden diese Themen in Beziehung zu den aktuellsten Entwicklungen setzen: Weisen die Friedensverhandlungen der Regierung mit den FARC oder die Bauernproteste in Richtung eines dauerhaften und inklusiven Friedens? Wie sehr hat sich das Land in den letzten Jahren überhaupt verändert?

 

Schließlich ist es das langfristige Ziel der Veranstaltungsreihe, in einen Dialog mit kolumbianischen Zuwanderern, NGOs und internationalen Organisationen zu treten und gemeinsam mit ihnen Lösungsstrategien für die Friedenskonstruktion und die Verbesserung der Menschenrechtssituation zu erarbeiten. Dabei soll es nicht ausschließlich um Kolumbien gehen. Vielmehr kann der Scheideweg zwischen Gewalt und Frieden, an dem sich Kolumbien aktuell befindet, exemplarisch für gewaltsame Konflikte in anderen Ländern und Regionen wie z.B. in Zentralamerika stehen.

 

Mit der Veranstaltung wollen wir auch einen Beitrag zu Weltoffenheit und transnationaler Solidarität in München leisten!

 

 

Unsere Ziele 

-        Erfahrungen aus dem kolumbianischen Konflikt für Menschen und Organisationen in München darstellen, die sowohl in Ländern mit vergleichbaren bzw. damit zusammenhängenden Problemen als auch mit Flüchtlingen und MigrantInnen aus Konfliktländern arbeiten.

-        Handlungsvorschläge sammeln, die von Arbeitsgruppen und Organisationen in München umgesetzt werden können, um gegenwärtige Prozesse in Bereichen wie Menschenrechte, Aussöhnung ehemals rivalisierender Gruppen und Bewältigung sozialer Konflikte zu unterstützen.

-        Stärkung des Arbeitsnetzwerkes in Deutschland und besonders in München rund um das Thema Menschenrechte in Kolumbien und Lateinamerika.

-        Hinterfragung von Klischees: Weil Kolumbien in Deutschland oft nur mit Kokain und Mafia in Verbindung gebracht wird, möchten wir mit dieser und anderen Veranstaltungen eine andere Sicht auf das Land zeigen, damit die MünchnerInnen sich eine realitätsnahe Vorstellung über Kolumbien machen können. Auf diese Weise wollen wir auch zu einer besseren Integration der KolumbianerInnen und LateinamerikanerInnen in München beitragen.

 

 

Zielgruppe

Wir möchten ohne Vorbehalt Studierende, ForscherInnen, aktive Arbeitsgruppen, Organisationen und Menschen aus München und Umgebung, die sich für Themen wie Militarisierung, Menschenrechte sowie Konflikt und Frieden interessieren, einladen und zusammen bringen.

 

Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung von Universitäten, Instituten und Organisationen, die an Themen wie Menschenrechte, Konflikt und Frieden mitwirken. Ganz herzlich eingeladen sind auch Vertreter von NGOs und Institutionen aus Konfliktländern.

 

 

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