Über 73.000 Verschwundene in Mexiko seit 2006

Von Peter Clausing
amerika21 | 21.07.2020

Mexiko-Stadt. Das mexikanische Innenministerium hat eine traurige Bilanz gezogen: 73.201 seien verschwunden, seit der damalige Präsident Felipe Calderón 2006 seinen sogenannten Krieg gegen die Drogen begonnen hat.

Der Regierungsbericht, der am Montag unter anderem von Innenministerin Olga Sánchez Cordero und der Leiterin der Nationalen Suchkommission, Karla Quintana Osuna, vorgestellt wurde, ist hinsichtlich Umfang und Offenheit einzigartig in Mexiko. Zugleich wurde die öffentliche Version des Nationalen Registers für vermisste Personen vorgestellt. Das sei hilfreich, um in diesem Bereich ein transparente Politik zu schaffen, die die Opfer und ihre Familien mit Respekt und Würde behandle, so die Ministerin.

Die Dramatik der Zahl von über 73.000 Verschwundenen innerhalb von 14 Jahren wird besonders deutlich, wenn sie den 1.523 Personen gegenüber gestellt wird, die in den 40 Jahren zuvor als verschwunden registriert wurden.

Das gewaltsame Verschwindenlassen wurde während der Amtszeit von Calderón mit knapp 16.000 Personen zum nationalen Problem, das sich unter dem nächsten Präsidenten, Enrique Peña Nieto, noch weiter verschärfte ‒ es kamen über 34.000 neue Fälle hinzu. Die derzeitige Regierung räumt offen ein, dass sich diese Statistik nicht verbessert hat: Während der 19-monatigen Amtszeit von Präsident Andrés Manuel López Obrador wurden rund 21.000 Menschen als vermisst gemeldet, von denen mehr als 10.00 nach wie vor nicht aufgefunden wurden.

In vielen Bundesstaaten haben die Angehörigen der Vermissten die Sache selbst in die Hand genommen. Doch die Suche nach geheimen Gräbern und sterblichen Überresten erweist sich als gefährlich. Betroffene aus mehreren Bundesstaaten, darunter Guerrero, Veracruz und Guanajato, berichteten wie sie von kriminellen Gruppen an den Exhumierungen gehindert bzw. während dieser Arbeit bedroht wurden.

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