Indigene juristische Mentorinnen setzen sich für die Rechte der Frauen in ihren Gemeinden ein.

Das Öku-Büro sammelt in Zusammenarbeit mit Consorcio aus Oaxaca, Mexiko Spenden um juristische Mentorinnen in der Mixe- Gemeinden (miche ausgesprochen) mit einem Aufandsentschädigung für ihre Tätigkeiten zu unterstützen.

Kto-Nr. 56 17 62 58
BLZ 701 500 00
Stadtsparkasse München
Stichwort: Mixes


 


Was ist eine juristische Mentorin?


„Als juristische Mentorin habe ich jetzt das Wissen und die Sicherheit, um andere Frauen aus meiner Gemeinde über ihre Rechte zu orientieren und sie auf dem Weg aus der Gewalt, unter der sie leiden, zu begleiten.“ (Irene, 56 Jahre alt)

Im Juli 2009 fand die Eröffnungsfeier eines Diplomkurses statt, der indigenen Frauen zu juristischen Mentorinnen ausbilden sollte. Dieser Kurs wurde von der Organisation Consorcio auf Petition von Frauen erarbeitet, die bereits eine hervorgehobene Stellung in ihren Gemeinden haben. Auf Grund ihres Ansehens im Dorf begannen Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, um ihre Unterstützung und Beratung zu bitten. Besonders in juristischen Angelegenheiten stiessen sie an ihre Wissensgrenzen und wendeten sich mit der Bitte an Consorcio, sie weiter zu bilden.

Im Verlaufe von acht Monaten erhielten 30 Frauen, mehrheitlich aus der indigenen Region „Mixe“ eine Ausbildung in grundlegendem juristischem Wissen und in der Beratungstätigkeit. Es wurden Themen wie Frauenrechte, Zivil- und Strafrecht, Strafverfahren, Sexualdelikte, Begleitungs- und Orientierungstätigkeit besprochen, um ihnen die nötigen Kenntnisse für ihre Mentorinnenaufgabe zu vermitteln.

Im Februar 2010 schlossen 28 Frauen die Ausbildung mit einem Diplom ab, das von der autonomen Universität Oaxaca beglaubigt wurde.


Profil der Mentorinnen

„Als eher jüngere Teilnehmerin habe ich viel von meinen älteren Kolleginnen gelernt, von ihren Ansichten und Erfahrungen.“ (Marta, 22 Jahre alt)

Die ausgebildeten Mentorinnen sind indigene Frauen, mehrheitlich aus der Region Mixe, jeder Altersstufe. Viele sind Hausfrauen, andere studieren noch, sind berufstätig oder bereits pensioniert. Ihnen gemein ist ihr Wille und das Engagement, sich für die Rechte der Frauen in ihrer Gemeinde einzusetzen und Frauen, die an häuslicher Gewalt leiden zu beraten und begleiten.


Ziel des Projektes

„Wenn die Gemeindeautoritäten den Frauen nicht helfen, dann erfüllen sie ihre Aufgabe als Autoritäten nicht. Als Mentorinnen können wir die Frauen begleiten und über ihre Recht orientieren, damit sie sich besser verteidigen können.“ (Irma, 39 Jahre alt)

Die ausgebildeten Frauen werden in ihrer Gemeinde Beratungen an Frauen anbieten, die unter häuslicher Gewalt leiden, sie über ihre Rechte informieren, an die zuständigen Instanzen kanalisieren und wenn erwünscht dabei begleiten. Oft wissen die Frauen nicht, dass sie Rechte haben, dass die häusliche Gewalt, unter der sie leiden nicht akzeptieren müssen und dass es Wege daraus gibt. Oft wissen sie nicht, an wen sie sich wenden können und bleiben in der Gewaltspirale gefangen. Die Mentorinnen sind in der Gemeinde präsent und bekannt und leichter erreichbar, als eine ferne Instanz in der Stadt Oaxaca.
In einem weitern Schritt sollen die Mentorinnen auch konkrete Aktionen zur Prävention der häuslichen Gewalt durchführen, mit Kampagnen und Workshops für Frauen oder Sensibilisierung der Gemeindeautoritäten.


Stimmen einiger Teilnehmerinnen:


„Dieser Kurs hilft mir, mich nicht mehr so hilflos zu fühlen angesichts der Gewalt, an der viele Frauen aus meiner Gemeinde leiden. Jetzt weiss ich besser, wie ich ihnen helfen kann und lasse mich nicht mehr einschüchtern oder zum schweigen bringen!“ (Viviana, 17 Jahre alt)

„Jahrelang habe ich unter der Misshandlung meines Ehemannes gelitten. In Kursen habe ich meine Rechte kennen gelernt und an Selbstbewusstsein gewonnen, so dass ich einen Ausweg aus der Gewalt fand. Jetzt möchte ich anderen Frauen, die unter Gewalt leiden helfen.“ (Soledad, 55 Jahre alt)

„Ich war Krankenschwester und habe viele Frauen mit Schlagwunden und blauen Flecken behandelt. Ich fühlte mich hilflos und wusste nicht, wie ich ihnen weiter helfen konnte. In diesem Kurs habe ich wichtige Kenntnisse über die Strafverfahren und Zivil- und Strafrecht bekommen, so dass ich jetzt Frauen auch juristisch helfen kann.“ (Irene, 56 Jahre alt)

„Morgen werden sie uns zu juristischen Mentorinnen diplomieren. Aber diese Arbeit und unser Wissen werden wir in unsere Gemeinden tragen, um Frauen, die unter den Schlägen und Misshandlungen ihrer Partner oder Familienangehörigen leiden, helfen zu können.“ (Carmela, 43 Jahre alt)

„Als Mädchen wollte ich die Sekundarschule abschliessen, doch meine Eltern schickten mich arbeiten. Nie hätte ich mir träumen können, dass mich eines Tages diplomieren lassen würde. Das ist ein grosser persönlicher Erfolg, mit dem ich mich selber und meine ganze Familie überrasche.“ (Gregoria, 54 Jahre alt)

„Ich bin zwar noch sehr jung, aber ich konnte schon Kolleginnen helfen, die auf mich zukamen, weil sie Probleme mit ihrem Freund oder in der Familie hatten.“ (Natalia, 16 Jahre alt)




Wofür brauchen wir ihre Spende?


„Ich bin Hausfrau und mein Mann gibt mir knapp genug Geld, um Nahrungsmittel kaufen zu können. Ohne diese Einladung von Consorcio, um am Kurs teilnehmen zu können, könnte ich nicht aus meiner Gemeinde heraus, könnte mich nicht weiterbilden lassen.“ (Carmela, 43 Jahre alt)

Der wichtigste Teil des Projektes läuft gerade an, d.h. das Wissen, das während des Kurses angeeignet wurde, soll jetzt in den Gemeinden angewendet werden.
Damit die Beratung und die Begleitung effektiver werden, ist es notwenig, Zeit und Mitteln zur Verfügung zu haben. Die Mentorinnen benötigen eine Aufwandsentschädigung (KEIN LOHN) von umgerechnet ca. 20.- € monatlich, damit sie die Aufgaben wahrnehmen können, ohne zu einer Last für ihre Familien zu werden. Für die Mentorinnen ist es außerdem wichtig, Zugang zum Telefon z u haben und mobil zu sein, falls es die Situation erfordert.
Obwohl der Diplomkurs dank der Untertützung durch verschiedene Organisationen möglich war, es ist uns bisher noch nicht gelungen einen Finanzierungspartner für die  Aufwandsentschädigungen zu finden, weshalb wir diesen internationalen Spendenaufruf initiieren.



Kontakt

Falls Sie mehr über Consorcio und ihre Arbeit wissen wollen, finden sie weitere Information in der Homepage: www.consorciooaxaca.org.mx oder sie setzen sich mit uns in Kontakt (auch auf Deutsch möglich): theres@consorciooaxaca.org.mx
oder
mex@oeku-buero.de


Auf unserer Homepage finden Sie zudem den Link, um mit Ihrer Spende die Arbeit der Mentorinnen und die Verwirklichung des Projektes zu unterstützen.

 

„Consorcio para el Dialogo Parlamentario y la Equidad Oaxaca, A.C.“
ist eine Frauenorganisation, die sich in Oaxaca, Mexiko für indigene Frauen und Mestizinnen einsetzt, für die Förderung, Verteidigung und Verbreitung der Frauenrechte, wie auch für die Gleichstellung der Geschlechter. Wir sind überzeugt, dass dies die Voraussetzung für eine demokratische, gerechte, und gewaltlose Gesellschaft ist.

Die Organisation wurde im Jahr 1998 in Mexiko Stadt mit dem Ziel gegründet, die Politik und Gesetzgebung zugunsten der Frauen zu beeinflussen, Frauen ihre Rechte zu vermitteln und aktiv an sozialen Bewegungen teil zu nehmen. 2003 wurde in Oaxaca, im Süden von Mexiko, eine zweite Beratungsstelle eingerichtet.
Oaxaca ist der drittärmste Staat Mexikos und hat, mit 37%, den grössten Anteil an indigenen EinwohnerInnen. Viele indigene Gemeinden leben in grösster Marginalisierung mit wenig Zugang zu Bildung, einem funktionierenden Gesundheitssystem und Erwerbsarbeit. Die Frauen treffen diese Zustände umso härter, da sie zudem von der sehr patriarchalischen Gesellschaftsstruktur und Diskriminierung in der Gemeinschaft betroffen sind, die sie in ihrer persönlichen Freiheit und Entwicklung einschränken.
Die strukturelle und häusliche Gewalt gegenüber Frauen ist das wesentliche Hindernis, das die Frauen von einer wirklichen Entwicklung abhält. Laut offiziellen Umfragen leiden in Oaxaca 46% der Frauen unter häuslicher Gewalt. Auf nationaler Ebene ist Oaxaca auf dem zweiten Platz bezüglich Morden an Frauen und Mädchen. In den letzten eineinhalb Jahren kam es zu 107 Frauenmorden im Staat Oaxaca, die meisten von ihnen wurden nie aufgeklärt.
„Consorcio“, wie wir die Organisation nennen, arbeitet hauptsächlich in Dörfern der „Mixes“, einer der indigenen Regionen Oaxacas. Das Ziel ist es, die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen mit den Männern zu erreichen, in der Familie, in der Dorfgemeinschaft und auch im Staat: Chancengleichheit in Bildung, Erwerbsleben und politischen Rechten und Verminderung der Gewalt gegenüber Frauen. Um dieses Ziel zu erreichen müssen die indigenen Frauen vermehrt befähigt werden, sich für ihre Rechte einzusetzen und gegen die Gewalt anzukämpfen. Dies bedeutet die Förderung ihres Selbstbewusstseins, ihrer Führungs- und Organisationsfähigkeiten, Solidarität und Vernetzung und die Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, wie zum Beispiel juristisches Grundwissen, Redeschulung, Handhabung des Computers oder gewaltlose Konfliktlösung. Diese Ziele streben wir an mit Kursen und Workshops, die wir vor allem in den Gemeinden durchführen. Zweimal im Jahr organisieren wir ein Treffen des ‚Red de mujeres mixes’ einem Frauennetzwerk der Region, das ‚Consorcio’ vor drei Jahren initiiert hat und in dem Frauen aus 15 verschiedenen Gemeinden mitwirken.
Ein grosser Erfolg des letzten Jahres war die Durchführung eines Diplomkurses, der indigene Frauen zu juristischen Mentorinnen in ihren Gemeinden ausbildete. Im Februar 2010 konnten 28 Frauen diplomiert werden, denen grundlegende juristische Kenntnisse vermittelt wurden. Dies soll sie befähigen, als juristische Mentorinnen in ihren Gemeinden Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden über ihre Rechte zu orientieren und auf ihrem Weg aus der Gewalt zu begleiten.
Von Gewalt betroffenen Frauen, bietet „Consorcio“ juristische Beratung und Begleitung an.
Mit der Erarbeitung und Verbreitung von Berichten auf lokaler und internationaler Ebene über die Frauenmorde und die systematischen Verletzungen der Frauenrechte in Oaxaca, wie auch mit regelmässigen Kampagnen orientieren wir die Gesellschaft über die andauernde Problematik der Unterdrückung und Gewalt gegenüber Frauen. Sowohl bei den Gemeinde-, Bundesstaats- und nationalen Behörden fördern wir durch Lobbyarbeit politische Entscheide und Gesetzesänderungen zugunsten der Gleichstellung der Frauen und nehmen Einfluss auf deren Umsetzung.
Die Ausbildungen und Beratungen für Frauen bieten wir unentgeltlich an, damit möglichst viele Frauen daran teilnehmen können. Für die Realisierung unserer Arbeit sind wir deshalb auf die finanzielle Hilfe von Stiftungen und auf Spendengelder angewiesen. Wir sind ein kleines Team von neun Mexikanerinnen, auch aus der indigenen Region in der wir arbeiten, und einer Frau aus der Schweiz. Falls Sie sich für unser Projekt interessieren und eine Möglichkeit sehen, unsere Arbeit zu unterstützen, bitten wir Sie, uns zu kontaktieren: elia@consorciooaxaca.org.mx oder theres@consorciooaxaca.org.mx

Mehr Informationen über “Consorcio” und seine Tätigkeiten finden Sie auf unserer Homepage: www.consorciooaxaca.org.mx
Vielen Dank für Ihr Interesse.